Berufsfelder für Buchhalter: Möglichkeiten nach dem BWL Studium

Absolventen einer kaufmännischen Ausbildung und insbesondere eines Wirtschaftsstudiums bietet sich mit dem Beruf eines Buchhalters ein breites Berufsfeld, das entgegen landläufiger Ansicht alles andere als langweilig und eintönig sein muss. Neben einem breiten Aufgabenportfolio und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten erwartet den künftigen Buchhalter eine rosige, berufliche Zukunft. Fachkräfte aus dem Rechnungswesen sind äußerst gefragt.
Am Puls eines Unternehmens
Zentrale Expertise jeden Buchhalters ist die finanzielle Bestandsaufnahme eines Betriebs. Als Ermittler und Verarbeiter finanzieller Eckdaten eines Unternehmens sitzen Buchhalter an einer strategischen Schnittstelle im Betrieb und sind daher – mit großer Verantwortung ausgestattet – existenziell und unentbehrlich für die Geschäftsführung.
Vor dem Hintergrund erklärt sich die hohe Nachfrage an geschultem Fachpersonal, die sich etwa laut de.statista.com in einem attraktiven Bruttojahresverdienst von durchschnittlich 31.654 Euro (2015) quer über alle Altersklassen und Unternehmensgrößen niederschlägt.
Dabei belegen die Zahlen, dass die Durchschnittseinkommen mit der Firmengröße korrelieren. In Großunternehmen von mehr als 1.000 Mitarbeitern verdienen Buchhalter bereits rund 36.000 Euro im Jahr, einer vergleichsweise größeren Verantwortung geschuldet.
In größeren Betrieben und Firmen reicht ein Buchhalter alleine nicht mehr aus, üblicherweise gibt es bei höherem Personalstand verschiedene Buchhaltungs-Abteilungen.
Entsprechend größer ist dann auch die Anzahl an Haupt-Tätigkeitsfeldern:
- Lohnbuchhaltung
- Finanzbuchhaltung
- Bilanzbuchhaltung
Da das Berufsbild des Buchhalters keine Branchengrenzen kennt und prinzipiell in jedem Bereich gebraucht und gesucht wird, ist in der Regel die Personal-Nachfrage größer als das Angebot auf dem Arbeitsmarkt.
Ob angestellt oder selbstständig, Buchhalter sind vor allem in
- Handels- und Handwerksbetrieben
- Industrieunternehmen
- Dienstleistungsbereichen
- Verbänden
- Interessenvertretungen
- Öffentlicher Dienst
- gemeinnützigen Organisationen
anzutreffen.
Entsprechend der Komplexität der ihnen gestellten Aufgaben müssen Buchhalter grundsätzlich über analytisch, mathematische Kenntnisse verfügen und zu permanenter Weiterbildung bereit sein, da sich das Steuer- und Finanzrecht ständig ändert. So zählen Steuerberater und Finanzämter etwa zu den häufigsten Kommunikations-Partnern, Programme wie zum Beispiel Lexware mit entsprechenden Schnittstellen sorgen für einen einfachen Datenaustausch.
Unterschätzt und doch wichtig
Kommunikative Kompetenzen und Bereitschaft zu inner- und außerbetrieblicher Vernetzung sind denn auch gefragt, wenn sich Absolventen
- von einer kaufmännischen Ausbildung mit anschließender IHK-Weiterbildung oder
- eines Wirtschaftswissenschaftsstudiums mit den Schwerpunkten Rechnungswesen, Controlling oder Accounting
nach ihrem Abschluss für eine Spezialisierung im Bereich Lohnbuchhaltung interessieren.
Das Berufsbild ist entgegen landläufiger Ansicht sehr abwechslungsreich und erfordert Organisationstalent, die Arbeit ist hochkomplex und im ständigen (Spannungs-)Umfeld zwischen Geschäftsleitung, Finanzbehörden, externen Buchhaltern, Steuerberatern sowie der eigenen Belegschaft angesiedelt.
Zwar verbinden moderne Buchhaltungssoftware-Pakete die verschiedensten Unternehmensbereiche wie Finanzbuchhaltung, Mahnwesen, Kunden- und Lieferantenverwaltung und optimieren Arbeitsabläufe, können aber dem einzelnen Buchhalter nicht alles abnehmen.
Kenntnisse in SAP Software oder, Microsoft Office sind ebenso gefragt, wie Expertise in Steuer- Sozialversicherungs- und Finanzrecht.
Zu Kernkompetenzen eines Lohnbuchhalters gehören korrekte Abrechnung von Löhnen, Gehältern und Sozialleistungen. Auch die Personalstammdatenpflege gehört zu den Aufgaben sowie in kleineren Unternehmen das Erstellen von Arbeitsverträgen.
Obwohl buchhalterisches Fachpersonal für Unternehmen essenziell ist – schließlich ist Personal in der Regel die wichtigste Ressource im Unternehmen – ist es vielfach mit dem Image eines Lohnbuchhalters nicht zum Besten bestellt, das Berufsfeld gilt zu Unrecht als eintönig und trocken.
Stattdessen steht dem gängigen Klischee ein vielfältiges Leistungsspektrum gegenüber:
- Pflege und Verwaltung aller Personalstammdaten
- Führung von Jahreslohnkonten
- Durchführung von Lohnzahlungen
- Übergabe von Belegen der Lohnzahlungen an die Hauptbuchhaltung
- Erstellung und Verwaltung von Arbeitsverträgen
- Abwicklung von Kündigungen und Entlassungen
- Abschluss der Lohnkonten zum Jahresende
- Meldungen an die Agentur für Arbeit sowie die Statistikämter
- Einhaltung aller gesetzlichen Meldepflichten.
Hinzu kommen noch kommunikative Herausforderungen, Lohnbuchhalter sind in einem Unternehmen auch immer kompetenter Ansprechpartner für alle arbeitsrechtlichen, sozialversicherungsrechtlichen und lohnsteuerrechtlichen Fragen.
Höhere Anforderungen – Finanz- und Bilanzbuchhalter
Beide Berufsbilder sind keine klassischen Ausbildungsberufe. Entsprechende Fachkenntnisse werden in zertifizierten Weiterbildungen vermittelt. Zudem ist Berufserfahrung Voraussetzung: Beim Finanzbuchhalter neben einer kaufmännischen Ausbildung ein Jahr, für einen Bilanzbuchhalter drei Jahre.
Wer berufspraktische Erfahrung von etwa fünf Jahren im Bereich Buchhaltung und Rechnungswesen nachweisen kann, ist zur Teilnahme an weiterführenden Kursen zum Finanzbuchhalter berechtigt, nach einem erfolgreichen BWL-Studium ist eine praktische Tätigkeit in der Richtung vorzuweisen.
Die Voraussetzungen für Bilanzbuchhalter sind ein abgeschlossenes BWL-Studium plus drei Jahre Berufserfahrung im betrieblichen Rechnungswesen. Auch kann ein erfolgreich beendetes Studium der Wirtschaftswissenschaften oder Betriebswirtschaft und zwei Jahre Berufserfahrung eine Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter begründen. Gleiches gilt auch für sechs Jahre Berufserfahrung im Rechnungswesen.
Finanzbuchhalter sind in Bereiche betrieblichen Rechnungswesens involviert. Im Rahmen der Ermittlung von unternehmerischen Gesamtbilanzen stellen sie Erträge und Aufwendungen in einer Gewinn- und Verlustrechnung gegenüber.
Zu den Kernkompetenzen von Finanzbuchhaltern gehört die Dokumentation aller betrieblichen Finanzvorgänge inklusive einer externen Rechnungslegung und Überprüfung.
Finanzbuchhalter sind flexibel einsetzbar und können ihr Knowhow in unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen überall dort einbringen, wo eine ordnungsgemäße Buchführung – das Erstellen von Monats- und Jahresabschlüssen und Steuererklärungen etwa – von Belang ist.
Bilanzbuchhalter übernehmen Führungsaufgaben im Rechnungswesen und haben finanzbuchhalterische Schlüsselpositionen in Unternehmen inne.
Hauptaufgabenfelder von Bilanzbuchhaltern sind
- die vollständige Leitung, Organisation und Kontrolle des Rechnungswesens
- die Erstellung von Monats-, Quartals- und Jahresabschlüssen
- die Mitarbeit bei Steuererklärungen des Unternehmens
- enge Kooperationen mit Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und Finanzbehörden
- Aufarbeitungen von Zahlenmaterial zu unternehmensstrategischen Planungen
- das Erstellen von Reportings für die Geschäftsleitung
- Personalführung
- Budgetplanungen
- Organisation und Durchführung von Schulungen.
Demgegenüber sind Anlagenbuchhalter tendenziell eher mit der Verwaltung und Dokumentation des materiellen Vermögens von Unternehmen betraut. Als Mitarbeiter des externen Rechnungswesens weist der Anlagenbuchhalter Vermögenswerte gegenüber externen Stellen wie dem Finanzamt aus. Dazu nimmt er bei Neuanschaffung oder -herstellung die entsprechende Anlage – eine Produktionsmaschine, PKW oder Immobilie etwa – in die Anlagekartei des Unternehmens auf und erstellt für jeden Posten ein eigenes Konto, mit ausgewiesenen Wertminderungen (Absetzungen für Abnutzung, Sonderabschreibungen) und aktuellem Zeitrestwert.
Vor dem Hintergrund liefert ein Anlagenbuchhalter die Grundlage für betriebliche Entscheidungen bezüglich des Anlagevermögens, beispielsweise über Neuanschaffungen.
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