Wo sind die Azubis im Handwerk?

 © Sarapinas Valery - Fotolia.com
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Dieses Rätsel gilt es zu lösen, denn es gibt genügend Ausbildungsbetriebe im Handwerk, die immer noch nach Auszubildenden suchen. Dieser Trend hält in den letzten Jahren unvermindert an. Wo aber liegen die Gründe? Haben wir immer noch ein Schulsystem, das viel zu wenig auf die idealerweise nahtlos anknüpfende Ausbildung hin ausgerichtet ist? Gute Noten in der Schule sagen noch nicht viel über handwerkliche Begabung aus.

Mehr Praktika, die den Neigungen entsprechen

So sind es oft genug die schlechteren Schüler, die trotz negativer Prognosen erfolgreiche Ausbildungen im Handwerk absolvieren. Viele Handwerksbetriebe erwarten aber einen qualitativ hochwertigen Realschulabschluss. Diese Schüler gehen aber sehr oft einen anderen Weg und besuchen weiterführende Schulen oder entscheiden sich für einen Ausbildung im Büro. Irgendwie passt da etwas nicht zusammen und das Handwerk muss näher an die Schüler herangebracht werden. Die schulischen Praktika finden sehr oft in Bereichen statt, die den Neigungen der Schüler kaum entsprechen. Der erste Praktikumsplatz, der sich anbietet, wird genommen. Nur ja nicht ohne Praktikum in der Schule sitzen oder von dieser irgendwo hin gesteckt werden!

Große Klassen – genervte Lehrer

Selbstverständlich gibt es auch heute noch Auszubildende, die Maurer, Zimmerer oder Bäcker werden. Aber zwischen Ausbildungssuchenden und Betrieben im Handwerk entstehen noch immer zu wenige Ausbildungsverhältnisse, um von einer idealen Lösung für alle sprechen zu können. Auf der Strecke bleiben die sogenannten Schulversager, weil Lehrkräftemangel und zu große Klassen keine intensivere Förderung erlauben. Genervte und überforderte Lehrer stehen einem Lehrplan gegenüber, der durchgezogen werden muss. Wer nicht funktioniert, bleibt ohne Schulabschluss und das mitten in der Pubertät, in der sowieso Ausnahmezustand im Gemüt der jungen Menschen herrscht.

Jugendarbeitslosigkeit an den Wurzeln angehen

Dass in den Ausbildungsberufen des Handwerks so viele Auszubildende fehlen, ist ein gesellschaftliches Problem. Wer das Tempo der Bildungsmaschinerie nicht durchhält, bleibt auf der Strecke. Wenn gegen die Jugendarbeitslosigkeit nicht an ihren Wurzeln angegangen wird, weitet sich dieses Problem in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch mehr aus. Vielleicht wäre die duale Schule, die sich anders darstellt als die Berufsschule, ein Ansatz für solche Jugendliche. Die Schule hat nicht nur einen Bildungsauftrag, sondern sie ist auch erzieherisch tätig. Flexiblere Modelle zwischen Schule, Handwerk und anderen Ausbildungssparten könnten helfen, die Gräben zu überbrücken, die sich immer öfter für junge Menschen auftun. Es gibt bereits Ansätze dazu, aber so lange auch nur ein Kind die Regelschule ohne Abschluss verlassen muss, hat die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit versagt.

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